Sportlicher Werdegang

Kampfkunst veredelt den Charakter!

Galerie - Kampfkunst

Sport und Kunst waren schon immer wichtig in meinem Leben. Am Liebsten waren mir dabei die Musik und die Kunst des Kampfes. Diese erhöhen die Lebensqualität, sie vermitteln das Schöne im Leben und fördern charakterliche Werte. Auch Selbstbewußtsein und Vertrauen in die eigenen Fähigkeiten erlernt man so. Im Königreich Deutschland soll jedes Kind diese Erfahrungen machen dürfen. Deshalb ist der Staat gemäß Art. 75 Abs. 2 in der Pflicht, jedem Deutschen grundlegendes Wissen über Selbstverteidigung zu vermitteln.

Im Alter von neun Jahren begann ich mit Judo. Mein Vater schickte mich dorthin. Er wollte nicht, daß ich zum Boxen ging. „Davon wird man nur weich in der Birne“, meinte er.

Egal welche Jahreszeit und wie das Wetter war, ich fuhr mit dem Rad die ca. 7 oder 8 Kilometer zum Judoverein „Chemie Piesteritz“. Mein Vater wollte es so, auch wenn ich es mal nicht wollte.

Durch Willen und auch etwas Talent erreichte ich bald einige Erfolge.

Auch beim Kraftsport war und bin ich nicht ganz untalentiert.

Von der Schule wurde ich häufig zu Crosslaufmeisterschaften entsandt. Irgendwann hatte ich genug von den ganzen Wettkämpfen. So rannte ich bei den Stützpunktmeisterschaften bis kurz vor das Ziel noch an erster Stelle, um mir dann, 200 Meter vor dem Ziel, unbedingt den Schnürsenkel zubinden zu müssen. Das dauerte dann so lange, bis mich 5 Teilnehmer überholt hatten. So mußte ich dann nicht mit zu den Kreismeisterschaften.

Die Schule schickte mich auch zur Astronomieolympiade, zu irgendwelchen Leichtathletikmeisterschaften ...

In der Lehre war ich dann Bezirkmeister in den Wehrsportarten und das Ergebnis hätte auch für den DDR-Meister gereicht, aber die Meisterschaften dazu gab es in dem Jahr nicht.

Judo war mir aber doch am Liebsten, vor allem, da ich in der Schule durch mein Anderssein nicht gerade immer der Beliebteste war.

HIER weitere Urkunden

Lernen und Mitarbeiten wollte ich nur, wenn es mich interessierte, und ich war schnell unmotiviert, wenn der Schulstoff langweilig aufbereitet oder verlogen war. Trotzdem waren meine Leistungen im Mittel immer gut. Ich war Chemiehelfer und des Physiklehrers Liebling, denn Naturwissenschaften interessierten mich sehr. Die Lehrer förderten mich und gaben mir alle möglichen Gerätschaften und auch nicht ganz ungefährliche Chemikalien (z.B. Toluol) mit nach Hause. Der Garten wurde zum Versuchsfeld, hatte ich doch auch einen russischen Chemiebaukasten von meinen Eltern erhalten. So ließen sich brisante Mischungen herstellen und interessante Experimente durchführen ...

Unsere Schulklasse war in zwei gegensätzliche Lager gespalten. Ich gehörte aber zu keiner der beiden Gruppen und zudem war ich immer der Fan von Dingen und Menschen, die das Gegenstück zur Klassenmeinung bildeten.

Später dann half mir Judo, mir alle die Jungen noch weiter vom Halse zu halten, die mir ohnehin nicht mit Freundlichkeit begegneten. Schnell war ich als „Schläger“ in aller Munde und sehr gefürchtet, ging ich doch keiner Auseinandersetzung aus dem Wege. Ich behielt dabei aber fast immer ein Maß, daß mein Gegner nicht zu sehr zu Schaden kam. Es war damals mehr eine Art Sport, ein Wettkampf, wer der Stärkere war.

Dann, eines Tages, ich war gerade 18 Jahre alt, kamen zwei junge Männer im „Freischütz“ in Pratau auf mich zu.

Hier im Lokal, in dem laut Goethes Faust eben dieser Dr. Faust vom Teufel an die Wand geklatscht wurde, wurde mir dann die Mitgliedschaft in einer ganz kleinen verschworenen Truppe angeboten, die heimlich in der DDR schon fernöstliche Kampfkünste trainierte. Ich fragte sie, wie sie denn auf mich kommen würden. Sie hätten mich schon lange beobachtet, meinten sie. Sie hielten mich für talentiert, weil ich aus den sehr zahlreichen Disco-Schlägereien immer als Sieger hervorging.

So begann ich dann 1983 mit dem Training von Shaolin Kempo. Wir trainierten Sommer wie Winter im Freien, egal wie das Wetter war.

Bald schon überholte ich erst den besten Schüler und dann auch den Lehrer. Er sollte auch schon bald aus der DDR in die Bundesrepublik ausreisen. Ich aber wollte nun noch viel mehr lernen. Mich interessierte nicht nur die Kunst des Kampfes, sondern auch alle möglichen fernöstlichen Kulturen und Philosophien weckten mein Interesse. Wenn man sich auf etwas ausrichtet, dann erhält man Antworten vom Schöpfer, und so lernte ich schon bald Japanfans an der Uni in Leipzig oder einen Freund, der heimlich mit einem Laoten trainierte, kennen.

Ein Freund und sein Trainingspartner aus Laos

Auch einige Vietnamesen lernte ich kennen, die in der DDR Gastarbeiter waren und in einem Wohnheim in Wittenberg wohnten. Hier hielt ich mich bald regelmäßig auf, lernte eigenmotiviert die sehr schwierige vietnamesische Sprache und auch meine spätere Frau und viele Freunde kennen.

In Vietnam sind Kampfkünste sehr beliebt. Es gibt dort viele Schulen. Sie trainieren in den Abendstunden auf öffentlichen Sportplätzen im Freien. Ich sah dort 9-jährige Kinder, die senkreche Fußtritte in atemberaubender Geschwindigkeit in die Luft traten. Später lehrte ich das auch meine Kinder, schon als sie noch ganz klein waren.

Ich übernachtete viel im Wohnheim und lernte einige Menschen kennen, die diese Künste schon von klein auf übten. Es war bei einigen eine Familientradition. Wir übten gelegentlich und irgendwann kam eine neue Gruppe von Gastarbeitern. Dabei war ein Mann, der schon von klein auf eine intensive Kampfkunstausbildung erhalten und zudem in Vietnam in einer ganz speziellen Einheit gedient hatte. Schon die Aufnahmekriterien waren dort sehr schwierig gewesen. Nur wer sich besonders hervortat und auch schon Kampfkunst beherrschte, wurde aufgenommen. Allein die Grundausbildung dauerte dort schon 18 Monate und war so anspruchsvoll, daß von den Aufgenommenen keine 20 % dabeibleiben konnten. An 6 Tagen die Woche wurde allein schon je 4 Stunden nur Kampfkunst geübt. Insgesamt wurden dort nur 15 harte und wirkungsvolle Kampf-Kombinationen geübt, die man im Schlaf können mußte und die einen Gegner am lautlosesten und schnellsten ausschalten sollten. Die Männer waren die Härtesten der Harten.

Einer der Männer dort brauchte nicht mittrainieren. Es war ein junger 17-jähiger Soldat, der sich gleich nach den ersten Tagen weigerte, die "primitiven Übungen" mitzumachen, da er "Besseres" könnte. Der Ausbilder, der selbst eine über 10-jährige spezielle Kampfkunstausbildung in China genossen hatte und sehr fähig war, meinte daraufhin, daß er immer bei der Ausbildung der anderen Zeitung lesen könne, wenn er ihn schlagen würde. Den harten Kampf vor der versammelten Gruppe entschied der 17-jährige für sich. Der Ausbilder hatte ihn wohl unterschätzt, aber er hielt sein Wort. Später trafen sie sich wieder – im Geheimen, wie mein Lehrer erzählte. Der Junge war dann 3 Tage danach nicht bei der Ausbildung. Er mußte wegen seiner Verletzungen pausieren. Der Lehrer über eine Woche ...

Der damals 17-jährige Junge war in seinen Fähigkeiten außergewöhnlich. Er hatte schon von ganz klein auf von seinem Vater Kampfkünste erlernt. Der war selbst Großmeister und Oberhaupt eines großen Clans im Grenzland zu China und so etwas wie Dorfvorsteher. In dieser Region mußte man zur damaligen Zeit Kampfkünste beherrschen, sonst überlebte man nicht sehr lange. Die Chinesen schickten damals öfters als Zivilisten getarnte Spezialeinheiten hinüber, um zu morden und zu brandschatzen, berichtete mein Lehrer. Zudem gab es Drogenbanden und eine wilde Natur. Viele Herausforderungen für die Menschen dort.

Mein guter Freund wurde ein Gruppenführer und er wurde mit seiner kleinen Einheit im Kambodschakrieg oder auch bei Grenzkonflikten mit China als Speerspitze und als Kundschafter eingesetzt. Es war regelmäßig ein Himmelfahrtskommando. So hatte er in seiner militärischen Laufbahn über 200 Leute in seiner Einheit unter seinem Kommando verloren, die immer wieder gegen neue ausgetauscht wurden, bevor er selbst wegen einer Granatsplitterverletzung am Kopf aus dem Kriegs"dienst" ausschied.

Der junge Soldat, der selbst den Ausbilder besiegte, diente in der Einheit meines Freundes und sie freundeten sich an. So konnte mein späterer Lehrer zusätzlich viel von ihm lernen. Er besuchte ihn auch in seinem Heimatdorf und lernte seinen Vater kennen, der wiederum so weit mit seinen Fähigkeiten über seinem Sohn stand wie dieser über meinem Lehrer, der den jungen Soldaten nie auch nur an die Grenze einer Niederlage führte. Er war und blieb ihm immer einen Schritt voraus, egal wie viel er auch trainierte.

Der Vater beherrschte sein Chi vollendet und er kannte zudem auch die ganzen Akkupunktur- und andere Druckpunkte, die einen Körper heilen konnten oder auch lähmen. So weit waren damals weder sein Sohn noch mein Lehrer. Sein Sohn sollte auch nie so weit kommen, er starb in der Einheit meines Freundes bei einem Granatangriff ... Gegen die Granate half auch die Meisterschaft in der Kampfkunst nicht.

Später lebte dieser zurückhaltende und bescheidene Mensch eine ganze Weile bei mir, meiner Frau und meinen Kindern und nicht im Wohnheim.

Er war wohl eher wie ich - ein bescheidener Einzelgänger. Wir übten viel und ich erlernte die Creme de la Creme der Kampfkünste von ihm, waren wir uns im Geiste damals doch so nah wie Brüder, und zudem sprach ich seine Sprache so gut, daß ich auch mal als Dolmetscher für das Gericht tätig war oder auch mal im Krankenhaus für den Arzt übersetzte. Mit ihm als Lehrer verstand ich die Künste immer besser und ahmte nicht nur Bewegungen nach, und schließlich kreierte ich meinen eigenen Stil. Mein Körper war anders als der der Asiaten. Ich bin kräftiger und kompakter, war damals jedoch nicht ganz so schnell und bin auch heute noch nicht so flexibel. So erfand ich das zu meiner Konstitution Passende und wurde dann umso schneller. Es war eben mein ureigenster Weg.

Auch die Anfänge von Meditation bekam ich von ihm mit. „Wenn du über einen Stein meditierst, dann wirst du zu einem Stein“, hörte ich da. Was es bedeutete, erschloß sich mir damals noch nicht.

Als ich dann später in Kontakt mit geistigen Inhalten und Kräften jenseits von Philosophie und Meditation kam, entfernten wir uns wieder voneinander. All das war für den Kampfkunstmeister dann doch zu weit weg von seiner Vorstellung über die Welt, auch wenn ich ihm einiges davon zeigte und wir viel darüber redeten. Jeder hat eben seine Grenze. Er beschäftigte sich dann später viel mit dem europäischen Boxen. Sein gut trainierter Trainingsparter war zwar fast 40 kg schwerer als er, aber daß hinderte meinen Lehrer nicht daran, regelmäßig im Vollkontakt mit ihm zu boxen. Der Sparringspartner nahm ihn auch gelegentlich zu nahegelegenen bekannten Sportclubs mit. Dort verprügelte der kleine Vietnamese dann mit Vorlieben die viel schwereren Leistungsboxer.

Ich mußte versprechen, nichts von diesen geheimen Künsten anderen Menschen öffentlich zu zeigen oder etwas davon an Unwürdige weiterzugeben. Das war für mich nie ein Problem, denn ich bin ohnehin jemand, der seine Fähigkeiten nicht so einfach offenlegt.

Wegen der Unterschiede in den Körperlichkeiten, aber auch wegen dem Versprechen, kreierte ich dann meinen eigenen Stil und entwickelte so ganz neue Techniken. Das war mir möglich, weil ich die Kunst verstanden und nicht nur nachgeahmt hatte. So konnte ich mein Wort immer halten und es eröffneten sich wieder neue Möglichkeiten ... und auch die Macht des Geistes kam hinzu und öffnete wieder andere Türen ...

An Wettkämpfen nahm ich nur selten teil, konnte ich von meinem Gelernten ohnehin nichts öffentlich anwenden. Mich interessierte ohnehin nur, wo ich in etwa stehen würde. So nahm ich zweimal an offenen Europameisterschaften teil. 1992 wurde ich Vierter und 1994 Vizeeuropameister bei den stiloffenen Meisterschaften in Zürich.

Die Kämpfe waren für mich eher wie ein Spiel, bei dem ich kaum 10 % meines Könnens einsetzen konnte, wußte ich doch, daß gewisse Leute die Kämpfe mit der Videokamera aufnahmen und alles später analysieren würden. So verbarg ich so gut es ging, was ich wirklich konnte.

Etwas enttäuscht kam dann auch der Videoaufzeichnende Gerd R. nach dem Wettkampf auf mich zu: „Du hast ja den ganzen Wettkampf nur zwei Kombinationstechniken benutzt.“

Von Links nach Rechts: Gerd Richter, Jean Frenette (Musikkataformen-Weltmeister), Christian Schulze, Peter

Ja, das hatte ich. Es waren Techniken, bei denen man die inneren Körpervorgänge nicht sah, die der Grund für die enorme Geschwindigkeit waren. So war gesichert, daß es nicht wirklich nachgeahmt werden konnte. Mir ging es ohnehin nie ums Gewinnen.

Nachdem ich wußte, wo ich stand, hatte ich wieder genug. Ich kann immer ganz oben stehen, wenn ich nur will, das weiß ich.

Auch heute ist das noch so. Manchmal teste ich das auch. Ob es nun Judo oder auch andere Kampfkünste sind, mit etwas Übung bin ich ganz schnell wieder Weltspitze. Das richtige Denken, etwas Talent, ein sehr starker Wille und auch die eigene Technik machen es möglich. Aber wozu sollte das gut sein? Das alles macht die Welt nicht besser ...

"Kampfkunst ist für mich enorm wichtig gewesen und ist es immer noch."

Das Training und die Beherrschung der Kunst des Kampfes formte meinen Charakter, stärkte meinen Willen und lehrte mich Zähigkeit und Disziplin und dann auch noch Respekt vor jedem anderen Menschen und viele weitere Werte. Heute halte ich das Training verschiedener Kampfkünste für etwas sehr Förderliches für eine gute Charakterentwicklung. Deshalb werden verschiedene Kampfkünste auch an jeder Schule im Königreich Deutschland gelehrt werden. Hier möchte ich mein Wissen gern an die richtigen Menschen weitergeben. Ich erwarb auch durch das Training der Kampfkünste die Stärke, mir immer selbst treu bleiben zu können, egal was in meinem Leben bisher an Herausforderungen auf mich zukamen.

Peter vs. Judo-Weltmeister


"So viel hat der Mensch vom Wissen, wie er in die Tat umsetzt"